171

13. Schulstufe - HBLA für künstlerische Gestaltung Linz (OÖ)

Animation - VIDEO PREISTRÄGER 2022

Inhalt

Der Paragraph 171 des Strafgesetzbuches behandelt die vorsätzliche Gefährdung durch Kernenergie. In Absatz 1 heißt es: „Wer bewirkt, daß durch freiwerdende Kernenergie oder sonst durch ionisierende Strahlen eine Gefahr für Leib oder Leben eines anderen oder für fremdes Eigentum in großem Ausmaß entsteht, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen.“ Die Zahl 171 führt andererseits auch in die Welt der Musik: So oft schlägt nämlich der 5/4 Takt pro Minute.

Diese beiden Faktoren waren Ausgangspunkte für den Animationsfilm „171“ von Fabian Wenzelhumer, Schüler an der HBLA für künstlerische Gestaltung. Der Filmemacher widmet seine beeindruckende Arbeit Georges Méliès – einem Filmpionier des frühen Kinos. Ganz in der Tradition des zauberhaften Spektakels changiert auch dieser Stop-Motion-Film zwischen Traum und Wirklichkeit hin und her. Im Gegensatz zur Méliès bietet „171“ über die gestalterischen Attraktionen hinaus auch eine packende Narration rund um einen Reaktorunfall und die daraus resultierenden Folgen.

Auf der Tonebene wird das Horrorszenario eines Super-GAUs von einer nüchternen Percussion vorangetrieben, deren unverrückbarer Takt auf die drohende Katastrophe zuzulaufen scheint. Am Ende stellt sich heraus, dass dieses Worst-Case-Szenario nur in der Fantasie stattgefunden hat. Und dennoch sagen solche Tagträume viel über real existierende Bedrohungen aus.

Projektleitung: Helmut Kolar

Jurybegründung

Das Knacken eines Geigerzählers kombiniert mit pointierter Percussion trifft auf harte Schwarz-Weiß-Kontraste – das sind die ersten Eindrücke, mit denen uns Fabian Wenzelhumer in sein Werk „171“ einführt. Dass es in einem Super-GAU enden wird, ahnt zunächst niemand, viel mehr ist man überrascht von dem Aufwand und dem künstlerischen Ehrgeiz, die in die Produktion des Videos geflossen sind. Das Werk erinnert an die Zeiten der großen Filmpioniere und Filmpionierinnen, als Georges Méliès mit Kanonenkugeln zum Mond reiste und Lotte Reiniger Scherenschnitten Leben einhauchte. Alles in allem ein gelungenes und abgerundetes Werk, das durch Qualität, Kreativität und den Mut zu aufwändigen, aber ausgefallenen Produktionsmethoden überzeugt.