Finis

Secondary School for Design and Photography, Ljubljana (Slowenien)

Kurzfilm - PREISTRÄGER VIDEO 2016

Inhalt

„Finis“ ist ein Kurzfilm von Lana Bregar, der mehrmals geschaut werden will. Konzentriere ich mich auf den eingeblendeten Text? Versuche ich, die Bildmotive zu erhaschen und ihre Wirkung zu erspüren? Oder achte ich mehr auf den Sound? Die Summe – der Film, zeigt ein weißes Pendel vor weißem Hintergrund, das anfangs weit ausschlägt, um sich allmählich zu reduzieren und schließlich still zu stehen. Dazwischen Objekte vor farbigem Hintergrund, wie etwa weiße Rosen mit eiswürfelartig vereisten Blüten, die schmelzen, verschwindendes rosa Gelee auf weißem Teller, ein blauer Arm, der Putzmittel versprüht, ein Globus, von einer Hand gedreht, ein stacheliger Kaktus, dem ein weißer Luftballon gefährlich nahe kommt. Hin zum Schluss schlägt das Pendel nur noch schwach, die bunten Objekte rasen an den Augen vorbei – der Lebensfilm vor dem Ende. Diesen Eindruck bestätigt der durchlaufende Text über den Tod als Teil des Lebens. Je nach eigener Gemütsverfassung könnte die Botschaft lauten:

Wer die Vergänglichkeit des Lebens beachtet, vertieft sein Leben, oder – mit Thomas Bernhard gesprochen – „Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“ Ganz sicher ist jedenfalls: Lana Bregar gibt zu denken! 

Jurybegründung

Oft sind jene Filme die stärksten, die sich ihrer reduzierten Mittel bewusst sind und dabei Großes erreichen. Ein solcher ist auch Finis. Lana Bregar sucht Bilder, um der größten aller Fragen nachzugehen, jener nach einem möglichen Leben nach dem Tod und der anknüpfenden Frage, welchen Platz der Tod als Teil des Lebens einnimmt. „We live death“ ist in einem Untertitel zu lesen. Die Filmemacherin findet dafür ihre eigenen poppigen Bilder, die begleitenden Untertitel dienen nicht als Informationsquelle, sondern sind gekonnt in die hippen Tableaus eingebettete Gestaltungselemente. Ein weißes Pendel vor weißem Hintergrund – Metronom der eigenen Vergänglichkeit – gibt den Takt an; blitzartig als wäre es der letzte Film, der dem Sterbenden vor Augen abläuft, montiert die Filmemacherin gekonnt und mit Gespür für filmische Rhythmik weitere Symbolbilder inzwischen; der Sound tut dabei das seinige. Keineswegs düster, sondern knallbunt wie das Leben selbst ist Lana Bregars Spurensuche; das wirkt nicht nur erfrischend, die Filmemacherin wird damit auch ihrem postulierten Anspruch formal gerecht: der Tod als Teil des Lebens. Entfernt erinnern die Bilder an die betörenden grafischen Arbeiten von Graphic-Design-Star Jessica Walsh. Gegenwärtiger und zeitgemäßer und doch eigenständig könnte eine Arbeit kaum ausfallen.