FOMO

12. Schulstufe - Fresh Film Festival (Irland)

Kurzfilm - VIDEO PREISTRÄGER 2021

Inhalt

FOMO steht für „Fear Of Missing Out“ und beschreibt die zwanghafte Sorge, ein wichtiges Ereignis oder eine besondere Begegnung zu verpassen. Das Phänomen wird häufig in Verbindung mit Smartphones und sozialen Netzwerken gebracht. Im gleichnamigen Film geht es um einen Burschen, der offensichtlich genau unter dieser Angst leidet. Er verkörpert das, was landläufig als „Smombie“ – Smartphone Zombie – bezeichnet wird. Er geht die Straße entlang, ohne seine Umgebung wahrzunehmen, den Blick durchgehend auf das Handy gerichtet. Bei einer Bushaltestelle angekommen findet sich der Protagonist plötzlich in einer irrealen Parallelwelt wieder, in der er verfolgt wird von einer scheinbar unendlichen Flut an Posting, Likes und Nachrichten. Verzweifelt versucht er dieser Bedrohung zu entkommen – nur um sich immer weiter darin zu verlieren.

Die beiden 16-jährigen Iren Kevin Meggs und Max Hendrickson thematisieren in ihrem Film den großen Reiz, den Medien im kommunikations-beherrschten Zeitalter auf uns alle ausüben beziehungsweise ausüben können. Subtil und mit hoher technischer Fertigkeit machen sie darauf aufmerksam, wie Online- und Offlinewelt miteinander zusammenhängen und welche Wechselwirkungen es zwischen den beiden Wirklichkeiten gibt. Phantomvibrationen inklusive.

Jurybegründung

Die digitale Welt ist an Möglichkeiten, Effekten, Aussichten, Einsichten und Phänomenen um so viel reicher als der Zuschnitt einer individuell-persönlichen Umwelt. Es ist nicht nur unser persönliches Begehren, sondern auch der Druck des sozialen Wettbewerbs, wo immer es geht, auch Vorsprung zu haben. Was dazu soziale Medienformate anbieten, ist nicht einfach nur Unterhaltung, sondern, in diese vermischt, auch Information, Wissen und Bildung. Allerdings, so schildert es das Video FOMO sehr expressiv: Die Ressourcen von Wahrnehmung und Aufmerksamkeit sind beschränkt. Und so kann es passieren, dass man, wenn man kein Ziel, keine Absicht, keinen Plan hat und nicht einmal auf seine eigene Bewegung oder Ausrichtung achtet, am Ende in den Sog einer Parallelwelt gezogen wird, was einem die Fähigkeit nimmt, sich in dieser alltäglichen Welt praktisch zurechtzufinden.

Auf diesen Umstand verweist das Videoprojekt FOMO in unübersehbar expressiver Weise und mit medientechnisch-medienästhetisch kreativ gelungenen Kunstgriffen. Die Bildsprache des Videos zeugt von der dahinterliegenden intellektuellen Reflexion, macht also nicht nur inhaltlich auf eine medienpädagogische Problemstellung aufmerksam, sondern löst die Aufgabe darüber hinaus auch mit medienversierter Kompetenz. Was deshalb zu betonen ist, weil im Typus einer medienästhetischen Aufarbeitung der Inhalt der Botschaft in einem (medientypischen) Sprachmuster durchdacht werden muss, das dann auch selbst zum Objekt der didaktisch-kritischen Beobachtung wird.

Als im Schulkontext realisiertes Projekt ist FOMO ein gelungenes Beispiel dieser didaktischen Koppelung der Reflexion des Zusammenspiels von Inhalt und Form – beides auf Medienebene. Für dieses Format der Verknüpfung von kognitiv-kritischer Medienbildung und sozial-praktischer Medienarbeit verdient FOMO den MLA 2021. Herzlichen Glückwunsch!