Fragen an die Welt

Mehrstufenklasse - OVS 14 Zennerstraße (W)

Podcast - AUDIO PREISTRÄGER 2021

Inhalt

Rollenwechsel im pädagogischen Kontext sind keine Seltenheit: Als Schülerin in die Rolle der Lehrerin zu schlüpfen kann Spaß machen, umgekehrt ist es vielleicht auch für Lehrer fein wieder einmal am Tisch eines Schülers Platz zu nehmen. Volksschulkinder – möchte man meinen – können wohl eher selten in die Rolle von Unterrichtenden schlüpfen. Diesmal schon.

Im Zuge des Podcast-Projekts „Fragen an die Welt“ haben Kinder der OVS 14 Zennerstraße ganz selbstverständlich die Rolle von Vermittlerinnen und Vermittlern eingenommen. Der Rahmen für das medienpädagogische Projekt hat so ausgesehen: Kinder einer Kindergartengruppe stellten Fragen, die sie interessieren, und Kinder aus der Volksschule versuchten, Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Audiobotschaften wurden untereinander ausgetauscht und so entstand dieser Podcast, der im Rahmen der Wiener Radiobande realisiert wurde. Zu hören sind einfache, aber dennoch oft schwer zu beantwortende Fragen. Oder wissen Sie vielleicht eine gute Antwort darauf, warum manche Kinder groß oder klein werden?

Neben witzigen Fragen und gut recherchierten Antworten kommt einem zu Ohren, wie gut es klingt, wenn Kinder mit Freude und auf Augenhöhe miteinander lernen und dabei ihre Sicht auf die Welt einbringen können. Bleibt noch eins zu klären: Warum können Schmetterlinge eigentlich fliegen?

Projektleitung: Eva Neureiter, Ute Reicher

Jurybegründung

Der Titel dieses Podcast-Projekts besetzt zwei Ebenen. Eine direkt-praktische: Man fragt, was in dieser Welt wie oder warum passiert. Die zweite Ebene versteckt sich als didaktisch-pädagogisch nachdenklicher Subtext: Man stellt die Welt in Frage. Fragen zu stellen verlangt Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, Antworten zu geben verlangt, sich für das, was man sich dazu, wie und woher als Wissen aneignet, verantwortlich zu übernehmen. Sowohl die Fragen wie auch die Antworten sind sachlich beschriebenes – und doch weiter gemeintes Weltwissen.

Dass dies Kindergartenkinder tun und dass dies von Schülerinnen und Schülern beantwortet wird, hat neben dem Charakter des Philosophierens mit Kindern mehrfach rollen- und medienpädagogischen Anspruch: Kindergartenkinder lernen sich durch Fragen (wie Schüler) die Welt sachlich gezielt zu erschließen. Schülerinnen und Schüler, die diese Fragen beantworten, lernen (wie sonst Lehrende) Wissen aus Medien zu schöpfen und wieder über Medien (hier: Podcast) zu verteilen. Dabei rühren sie nicht nur an sachliche, sondern auch ästhetische und ethische Ansprüche bzw. gesellschaftliche Erwartungen. Über Podcast wird man öffentlich. Dementsprechend müssen Fragen klar und für jedermann nachvollziehbar formuliert sein, was für Kindergartenkinder ein Rollenspiel bedeutet. Ebenso müssen die Antworten stimmig, verständlich und nachvollziehbar verantwortet werden, was für Schüler/innen ebenso ein Spiel in und mit der Rolle von Lehrer/inne/n oder Journalist/inn/en bedeutet.

Das Podcast-Projekt zeigt überdies, dass jedweder Sachunterricht bis zu einem gewissen Grad der Komplexität über den Weg des individuellen und didaktisch organisierten Mediengebrauchs als Wissens-Verständigung (statt -Unterricht), also als Modell der Kooperation von Rollen (Motivation, Zuständigkeit, Verantwortung) möglich ist.

Für dieses Bemühen verdient das Medienprojekt „Fragen an die Welt“ den Media Literacy Award 2021. Herzlichen Glückwunsch!