Unterricht mit BYOD in Flüchtlingsklassen

HLW Mureck (Stmk)

MEDIENDIDAKTIK PREISTRÄGER 2016

Inhalt

Bei diesem E-Learning-Projekt von Andreas Hofer, Englischlehrer in der Flüchtlingsklasse der HLW Mureck, geht es darum, die Smartphones der Flüchtlinge möglichst sinnvoll und nutzbringend für den Unterricht zu nutzen und durch den Einsatz digitaler Technologien fehlende Ressourcen wie Bücher, Hefte oder Tablets zu kompensieren. Denn „die Ausstattung der Klasse beschränkt sich auf einen Kugelschreiber, einen Notizblock sowie die mitgebrachten Smartphones, über die so gut wie alle Flüchtlinge verfügen“, schreibt Hofer in seinem Blog, in dem er seine Erfahrungen dokumentiert und so für andere Lehrende zugänglich macht. Seiner Einschätzung nach macht BYOD (Bring Your Own Device) in einer Flüchtlingsklasse noch mehr Sinn als im Regelunterricht, die Inhomogenität bringe die Notwendigkeit zu differenzieren mit sich. Sein Ziel ist es, die digitalen Kompetenzen der Flüchtlinge in Hinblick auf autonomes Lernen und ihren weiteren Lebensweg zu stärken.Als erstes multimediales Projekt wurde für einen Videowettbewerb ein kurzer Videoclip zum Thema Kinderrechte produziert („Take good care of your children“), sprachliche und kulturelle Hindernisse galt es dabei zu überwinden, ausführlich nachzulesen im Blog.Ein beeindruckendes Projekt, das Tipps und Anregungen für die Arbeit mit Smartphones im Unterricht gibt und Einblicke in die Situation und Gedankenwelt von jungen Flüchtlingen in Österreich ermöglicht. 

Projektleitung: Andreas Hofer
Der Inhalt des Blogs ist auch als E-Book verfügbar: http://fluechlingsklasse.blogspot.co.at/ 

Jurybegründung

Seit Februar 2016 unterrichtet Andreas Hofer als Englischlehrer in einer Flüchtlingsklasse, einer sogenannten „Übergangsklasse“. Und da E-Learning im eigenen Unterricht schon immer eine Herzensangelegenheit war, lag es nahe, die Smartphones der Flüchtlinge für das Lernen zu nützen. „Flüchtlinge und Smartphones“ war eine Zeit lang ja ein heißes Thema, das auch in den Medien diskutiert wurde. In der Schule war dies offensichtlich nicht viel anders: „Als sich die ersten Flüchtlinge bei unseren Schülern vorstellten, war die Verwunderung sehr groß, dass diese über Smartphones verfügten und teilweise mischte sich sogar noch etwas Neid dazu, da diese Smartphones gelegentlich sogar besser als die unserer Schüler waren. Mittlerweile ist aber so ziemlich allen klar, warum ein Smartphone für Flüchtlinge kein Luxusgut ist.“ Die Erfahrungen, die Andreas Hofer im Unterricht mit seinen Schülerinnen und Schülern gesammelt hat und in seinem Blog zugänglich macht, könnten wertvoller nicht sein. Auch mit 15 Jahren Technologie-Praxiserfahrung und als Sprachlehrer mit „Neigung zur Multikulturalität“, wie er anmerkt, keine leichte Herausforderung: Terra incognita. 

Die Öffentlichkeit hätte davon nie erfahren, gäbe es nicht diesen Blog und das feine kleine E-Book, das mit Sicherheit derzeit zum Besten im Bereich der Mediendidaktik zählt. Das E-Book ist kostenfrei downloadbar. Die Leistung ist also in mehrfacher Hinsicht auszeichnungswürdig: als Autor und als Media Coach. Wir gratulieren herzlich: Creative Commons at it‘s best!