Intertextuelle Hörinstallationen

9. Schulstufe - BRG Steyr Michaelerplatz (OÖ)

Audioprojekt - MEDIENDIDAKTIK PREISTRÄGER 2019

Inhalt

Im Roman „Am Seil – eine Heldengeschichte“ aus dem Jahr 2018 erzählt der österreichische Autor Erich Hackl die berührende Lebensgeschichte von Lucia Heilmann und ihrer Mutter. In der Werkstatt des Kunsthandwerkers Reinhold Duschka fanden die beiden Jüdinnen aus Wien 1941 ein Versteck. Dank der Zivilcourage ihres Familienfreundes Duschka konnten Mutter und Tochter die antisemitische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überleben.

Die intensive Beschäftigung mit dem Werk von Erich Hackl war Ausgangspunkt für dieses Projekt, das fächerübergreifend im Deutschunterricht und in Bildnerischer Erziehung entstanden ist. Nachdem sie das Buch gelesen hatten, wählten die Schülerinnen und Schüler der 5B insgesamt zehn charakteristische Passagen aus und verfassten narrative Zwischentexte, in denen sie „emotionale Momente im literarischen Werk fortschrieben“. Anschließend machten sie sich in Kleingruppen daran, ihre selbst verfassten Texte zu vertonen. Dafür wurden passende Stimmen gesucht und gefunden, Dialoge eingesprochen sowie Geräusche und Atmosphären ausgesucht.

Die minutiös geplanten Kurzhörspiele konnten in Kooperation mit dem Wissensturm Linz und der Medienwerkstatt fertiggestellt werden. Einzelne Textpassagen wurden zudem in abstrakter und konkreter Form grafisch illustriert. Anfang April 2019 fand schließlich die Präsentation der „intertextuellen Hörinstallationen“ im Rahmen des „Hermann-Langbein-Symposions“ in Oberösterreich statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler mit Zeitzeuginnen ins Gespräch kamen.

Projektleitung: Manfred Seidl und Jolanda Sieghartsleitner
Projektunterstützung: Medienwerkstatt Linz
Link: Zur Projektwebseite

Jurybegründung

Das Projekt „Intertextuelle Hörinstallationen“ vom BRG Steyr Michaelerplatz widmet sich dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte – dem Nationalsozialismus. Ausgangspunkt war der Roman „Am Seil“ von Erich Hackl, in dem der Autor die Überlebensgeschichte von Lucia Heilmann und deren Mutter erzählt. Der intensiven Lektüre des Romans folgte die „Einschreibung“ in den Text: Die Schülerinnen und Schüler versuchten sich in die berührende Lebensgeschichte einzuleben und erweiterten den Roman an ausgewählten Passagen mit eigenen Kurztexten, welche schließlich souverän zu Minihörspielen vertont wurden.
Wissen um die Vergangenheit hilft bei der Orientierung in der Gegenwart und beeinflusst die Gestaltung der Zukunft. Ganz besonders trifft dies auf die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte zu. Das mediendidaktische Konzept der „Intertextuellen Hörinstallationen“ bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich der Zeitgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern und gibt Gelegenheit persönliche Rückschlüsse zu ziehen. Das BRG Steyr Michaelerplatz zeigt mit dem Projekt eindrucksvoll, wie eine zeitgemäße politisch-historische Bildungsarbeit aussehen kann, die sich die Vermittlung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins zum Ziel setzt – besonders vor dem Hintergrund einer zu Ende gehenden Zeitzeugenschaft.