Die Haber und der Seiner

6. bis 8. Schulstufe - Montessori ORG Grödig (Sbg.)

Hörspiel - AUDIO PREISTRÄGER 2021

Inhalt

Wie man mit dem Medium Audio kreativ und kritisch zugleich arbeiten kann, zeigen Schülerinnen und Schüler des Montessori ORG Grödig. Das Hörspiel basiert auf dem gesellschaftskritischen Werk „Haben oder Sein“ des Sozialpsychologen Erich Fromm.

Die Gruppe der „Haber“ trifft in dieser Geschichte auf einen einzelnen „Seiner“ und zieht aufgrund dessen Andersartigkeit sämtliche Register auf, um den Fremdling auszugrenzen, verächtlich zu machen und schließlich zu eliminieren. Entstanden ist das Hörspiel klassenübergreifend im Fach Darstellendes Spiel. Daraus erklärt sich, warum diese Parabel über den Umgang mit dem Andersdenkenden so hervorragend funktioniert: Man hört das gute Gespür der Beteiligten für Timing und Tonfall zur jeweils inszenierten Gesprächssituation. Das ist umso wichtiger, weil die Dialoge als Hauptgestaltungselement zum Einsatz kommen.

Als Zuhörer/in kann man sich dieser beklemmenden Dynamik nicht entziehen, Sprache wird zum Ausgangspunkt für eine Spirale der Gewalt, die sich Schritt für Schritt weiterdreht. Bereits vor Ablauf der knapp vier Minuten spürt man, dass den Worten dieser ideologisch verbundenen Gruppe alsbald Taten folgen werden.

Projektleitung: Werner Schlor

Jurybegründung

Sein oder nicht sein, ist das heute noch die Frage? Neben dem Streben nach Statussymbolen, Fast Fashion und Fast Food fehlt es manchmal an Entschleunigung und Nachhaltigkeit. Wir definieren uns über das, was wir haben, selten nur über das, was wir sind. Was oder wer bin ich? Eine schwierige Frage. Die Schülerinnen und Schüler des Montessori ORG Grödig wagen sich in einen philosophischen Diskurs über das Haben und das Sein. In der Projekteinreichung schreiben sie: „Das zerstörerische Spannungsfeld der Definition eines Individuums durch sich selbst und/oder durch die Gemeinschaft wird thematisiert; mit dem Ergebnis, dass […] Erwartungen, Wertung und Richtspruch durch die Gesellschaft absolut zerstörerisch sein können. Gerade in einer kulturell und ökonomisch quasi imperialistischen Gesellschaft lässt sich dieses Dilemma dann auf eine relativ einfache Frage herunterbrechen: Haben oder sein?“

In einem dialogisch aufgebauten Hörspiel gelingt es den Schülerinnen und Schülern, dieses Dilemma mit all seinen Emotionen über ihre Stimmen und nicht ihre Worte zu transportieren. Sie transportieren Werte und eine klare Botschaft, ohne sie direkt auszusprechen. Ohne Mimik, ohne Gestik, ohne Körpersprache. Nur mit ihren Stimmen. Ein eindrucksvolles Beispiel, monomedial und kunstvoll. Voll Tiefe, das mit dem „Er ist“, „Sie müssen haben“ und „Haben Sie gar nichts?“ spielt. Die Schülerinnen und Schüler nutzen die verschiedenen Facetten ihrer Stimmen in Rhythmik und Intonation und verbinden Dialoge zu einem kunstvollen Ganzen mit philosophischer Tiefe. Was im Zuhörer oder in der Zuhörerin bleibt, ist die Stille des Nachdenkens. Und die Frage: Wer oder was bin ich?